Fertigstellung der Westliche Bleiche mit Friedensdenkmal
Bei ihrer Rede bedauerte Bürgermeisterin Miriam Gruß zunächst, dass angesichts der Corona – Pandemie bisher noch keine offizielle Einweihung stattfinden konnte. Man wollte nun aber das neue Friedendenkmal der Presse vorstellen und dann auch für die Bevölkerung öffnen. In Ihrer Rede betonte Gruß, dass das „was in den letzten Monaten hier entstanden ist, die Innenstadt Gundelfingens immens aufwerte.“ Schon kurz nach der Installation der Brücke sei das neue Wegenetz von der Bevölkerung gerne angenommen worden. „Es haben mich schnell viele positive Rückmeldungen erreicht, wie schön das jetzt aussieht. Es sei ein Schmuckstück geworden“, so die Rückmeldung aus der Bevölkerung. Zum Abschluss dankte sie allen, die sich mit „Engagement und Herzblut für das Projekt eingesetzt hätten, angefangen von ihrem Vorgänger Altbürgermeister Franz Kukla, über die Arbeitsgruppe aus dem Kreis der Bevölkerung bis hin zu den Ideen- und Zuschussgebern, sowie den beteiligten Baufirmen.
Stelen sind ein Teil des Planungsprozesses
Projektleiter Martin Wich hatte zuvor über die neugestaltete Fläche geführt – zu Beginn an der neuen Brenzbrücke. Der neue 23 Meter und gut 18 Tonnen schwere, barrierefreie Steg am Zugang sei eine „deutliche Aufwertung“, genauso wie die neue Tafel, die sowohl über das Denkmal, als auch über die Stadtgeschichte informiere.
Besonders sind auch die insgesamt vier Gedenkstelen, die Künstlerin Cornelia Rapp entworfen hatte. „Sie waren ursprünglich nicht Teil der Umgestaltung. Erst im Rahmen der geschichtlichen Aufarbeitung, kam die Idee“, erklärte der Landschaftsarchitekt und Stadtplaner. Die Stelen sind zum einen Anna Stadler gewidmet. Sie hatte ab 1940 unter Lebensgefahr die Insassen des Zwangsarbeiterlagers in Neuoffingen immer wieder mit Lebensmitteln versorgt. Auf den blauen Siebdrucktafeln wird auch den beiden Widerstandskämpfern Franz Pfaffenberger und Josef Wittmann gedacht. „Wir haben die Texte mit einem Zitat ergänzt, von dem wir denken, dass sie gut zu diesen Menschen passen“, erläuterte Cornelia Rapp. Die vierte Stele erinnert an den europäischen Gedanken in Verbindung mit den Gundelfinger Städtepartnerschaften.
Kern der Umgestaltung ist das Friedensdenkmal, das von insgesamt zwölf Kirschbäumen umgeben ist. Laut Martin Wich sei im Vordergrund gestanden, dass das Bauwerk „eine Art Prozess erfährt“. Ganz wesentliche Änderung ist dabei die Farbgestaltung. „Ursprünglich war das Bauwerk braun. Mit der weißen Farbe wollten wir es in gewisser Weise von der Vergangenheit reinigen.“ Ähnlich sei es mit den Gedenktafeln gewesen, um deren „Schwere aufzulösen“.
Neu sei auch die Öffnung des Denkmals, um „ein verbindendes Element zu schaffen und die beiden Fassaden als gleichwertig erscheinen zu lassen.“ Im Inneren befindet sich ein mit blauem Glas gestaltetes und beleuchtetes Kunstwerk. Auf beiden Seiten hinter dem Glas befinden sich Edelstahltafeln mit ausgelaserten, biblischen Texten, die durch das Licht erst sichtbar gemacht werden. Eine neue Beleuchtung auf der Bleicheinsel rundet das 1,3 Millionen Euro Projekt ab. Im Anschluss an die Führung erteilten Stadtpfarrer Johannes Schaufler und sein evangelischer Kollege, Pfarrer Frank Bienk, den feierlichen Segen.
576.000 Euro Fördermittel
Regierungspräsident Dr. Erwin Lohner, der selbst seine ersten Lebensjahre in Gundelfingen verbracht hat, zeigte sich im Anschluss begeistert vom Ergebnis. „Mich fasziniert, was daraus geworden ist, Gundelfingen hat Mut bewiesen.“ Über die Städtebauförderung hat die Regierung von Schwaben insgesamt 576.000 Euro an Fördermitteln vergeben.
Zum Abschluss der Veranstaltung referierte Hauptamtsleiter Heinz Gerhards über die Geschichte des Denkmals, das 1938 in Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkriegs erbaut wurde. Ausführlich kam dabei die auch Sanierung in den 60-er Jahren und die Diskussionen um die jetzige Umgestaltung zur Sprache, die schließlich zu einem Wettbewerb geführt haben. Bei seinem Fazit beleuchtete Gerhards drei Aspekte. Gundelfingen habe sich mit dem Projekt „der Verantwortung für ein Bauwerk aus der Zeit des Nationalsozialismus und den berechtigten Bedürfnissen der Angehörigen und Nachkommen zweier furchtbarer Weltkriege gestellt.“ Zudem habe man durch die Umwandlung der Anlage mitten in der Stadt und der künstlerischen Gestaltung ein zeitgemäßes Friedensdenkmal geschaffen.