„Es ist wirklich passiert“

Gundelfinger Delegation beim Totengedenktag in Beek

Eindrucksvoll und Würdig gestaltete sich die diesjährige Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus sowie aller Kriege unter dem Motto „Het is echt gebeurd“ – „Es ist wirklich passiert“ in der Gundelfinger Partnergemeinde Beek. Erstmals wurde dabei auf ausdrücklichen Wunsch durch die Gemeinde Beek sowie des Organisationskomitees von Vertretern der Stadt Gundelfingen ein Kranz am Denkmal für die Opfer aus Beek niedergelegt. Die bewegenden Ansprachen nahmen vor etwa 300 Besuchern vor allem Bezug auf die persönlichen Umstände der Toten und damals Ermordeten. So öffnete sich auch den Nachgeborenen ein Fenster zu den nicht fassbaren Verbrechen während der Kriegs- und Besatzungsjahre auch in der limburgischen Gemeinde.

Nach einer zweiminütigen nationalen Stille wurden die Namen aller Opfer aus Beek verlesen. In seiner anschließenden öffentlichen Ansprache sagte Beeks Bürgermeister Ralf Krewinkel zur Teilnahme der Gäste aus Deutschland: „Das ist für uns ein bedeutender Schritt auf eine nächste Stufe der Städtepartnerschaft“. Nach 43 Jahren der Freundschaft sei die Zeit reif gewesen für diesen Schritt. Angesichts der Geschichte sei dies allerdings nur möglich gewesen, weil ausdrücklich alle Beteiligten in Beek das wirklich wollten.

Im Rahmen eines anschließenden Empfangs im Rathaus betonte Bürgermeister Franz Kukla, dass die Schuldfrage an dem Auslösen des Krieges eindeutig sei. „Mich trifft zwar keine persönliche Schuld, aber ich empfinde Scham über all das Furchtbare das von meinem Land ausging, wie ich es in Schilderungen und Dokumentationen über das Geschehene erfahren habe. Ich verstehe, wenn viele Menschen immer noch starke Ablehnung empfinden und sich mit einer Versöhnung sehr schwer tun. Zu tief sind die Wunden. Aber wenn Hass die Oberhand behält, dann haben am Ende doch noch diejenigen gesiegt, die dies alles verbrochen haben. Feindschaft darf darum niemals die Antwort bleiben!“ Offensichtlich fand Gundelfingens Kukla die richtigen Worte für diesen historischen Moment der Städtepartnerschaft. Lang anhaltender Beifall und sehr viele bewegte persönliche Worte im Nachgang belegten dies überdeutlich.

Thronwechsel in den Niederlanden

Die aus Erstem Bürgermeister Franz Kukla, Geschäftsleiter Heinz Gerhards sowie dem Vorsitzenden des Partnerschaftskomitees Gerhard Kleiber mit Ehefrauen bestehende Delegation durften bei ihrem Besuch auch den Thronwechsel von Königin Beatrix zu König Willem-Alexander erleben. Nach der Fernsehübertragung der Huldigung, die in Amsterdam stattfand, wurden die im vergangenen Jahr mit dem königlichen Orden von Oranien-Nassau Ausgezeichneten in einem Autokorso im Rahmen der diesjährigen Queensparade durch die Straßen der Stadt gefahren. Bürgermeister Franz Kukla erhielt im vergangenen Jahr diese hohe Auszeichnung der Königin für seine besonderen Verdienste um die lebendige Städtepartnerschaft. Anschließend war auf dem Marktplatz ein großes Tattoo mit Show- und Marchingbands. Das Ende dieses auch für die Niederlande außergewöhnlichen Tages brachte eine Lasershow mit abschließendem grandiosen Feuerwerk.

Erfahrungsaustausch

Bürgermeister Krewinkel widmete sich den Gästen aus Gundelfingen auch bei dem Besuch in der Regierungshauptstadt Den Haag, bei dem neben der historischen Altstadt auch das Seebad Scheveningen und vor allem der „Binnenhof“, das Herz der niederländischen Demokratie besichtigt wurde. Die kommunalpolitischen Aspekte kamen bei dem Besuch nicht zu kurz, denn Beek wird auch in diesem Jahr bei der GET vertreten sein und die beiden Stadtratsgremien werden sich erstmals im Oktober in Gundelfingen treffen. Neben den „Beeker Themen“ wurde auch das Rathaus in Landgraaf, einer benachbarte Stadt, besucht. Im Anschluss an das Gespräch mit dem stellvertretenden Bürgermeister Freed Janssen wurde zusammen mit dem Jumelagekomitee Beek der dortige Freizeitpark Mondo Verde besichtigt. Tiere, Pflanzen und Gebäude aller sieben Erdteile sind hier zu erleben.

Am Ende einiger an persönlichen positiven Eindrücken kaum zu überbietenden Tagen in Beek mit einer Vielzahl von guten Gesprächen schließt sich der Kreis zur Ansprache von Bürgermeister Kukla zum Totengedenktag: „Wir wissen, dass Freundschaft zwischen den einzelnen Menschen den Hass unter den Völkern überwinden kann.“